Diesen Sommer wurde eine gemeinsame Großfahrt mit den Stämmen Hasko (Stade), Likedeeler (Fredenbeck) und Horse (Harsefeld) nach Irland durchgeführt. Von uns nahmen jeweils fünf Sipplinge der Sippen Asuryan und Lileath teil (13-15Jahre alt). Mit beiden Sippen und fünf Gruppenleitern (die zum Teil aus Meutenführern bestanden, die für die Fahrt als Sippenführung eingesprungen waren) trafen uns am Montag, den 08.07. im Pfadfinderheim, um die letzten Vorbereitungen (Einkäufe, Rucksäcke mit Koch- und Zeltmaterial füllen,…) zu treffen.

Danach wurde noch eine Runde „Werwolf“ gespielt und die erste gemeinsame Nacht im Heim verbracht. Am nächsten Morgen machten wir uns dann in aller Frühe mit der Bahn zum Hamburger Flughafen auf. In Buxtehude trafen wir auf die Stader Pfadfinder. So verstopften wir mit unserer Reisegruppe von nun ca. 40 Pfadis einen Zug nach dem anderen und machten die Bahnhöfe unsicher bis wir endlich am Flughafen ankamen.

Dort hatten wir noch viel Zeit bis zum Abflug, die wir unter anderem damit verbrachten Messer u.Ä. aus Handgepäck, Kluft- und Hosentaschen zu entfernen und dafür dort Feuerzeuge und Streichhölzer verstauten, nachdem wir erfahren hatten, dass diese auf gar keinen Fall im aufgegebenen Gepäck transportiert werden dürfen. Bevor wir nun endlich starten konnten hielten wir noch den Betrieb am Check-In-Schalter und der Sperrgepäckaufgabe auf (eine so große Gruppe, noch dazu mit Klappspaten und Kochtöpfen im Gepäck, scheinen nicht so richtig vorgesehen zu sein), wurden wir kurz darauf allerdings unsererseits bei Handgepäck- und Personenkontrolle aufgehalten – Wanderschuhe, Reißverschlüsse an Zimmermannshosen usw. ließen die Scanner häufig ausschlagen und beim Schuheausziehen bemitleideten wir schon jetzt diejenigen, die unsere Durchsuchung nach drei Wochen Wandern durchführen mussten.

Nach der Odyssee an Kontrollen, schafften wir es dann doch ins Flugzeug, wo wir diesmal die Mitfliegenden unseres Rückfluges bemitleideten, da wir alle so über den Flieger verteilt waren, dass besonders viele Menschen unseren 3-Wochen-Großfahrt-Geruch zu spüren bekommen würden.

Zunächst flogen wir nach Frankfurt und von dort nach Dublin, von wo aus wir mit dem Bus Richtung County Kerry fuhren. An unserem Ziel trafen wir spät nachts ein, bauten schnell unsere Kothen auf und legten uns schlafen.

 

Am nächsten Morgen beschlossen wir, nach einer kleinen Einweisung von Ho über das Wandergebiet, gemeinsam mit Asuryan und Lileath in Richtung einer der seltenen Einkaufsmöglichkeiten aufzubrechen. Auf dem Weg mussten wir allerdings feststellen, dass wir noch nicht in bester Wanderform waren und so schlugen wir unser Lager vor den Toren Killorglins auf dem Feld eines sehr netten Bauern auf, während einige ohne Gepäck zum Einkaufen ausgesandt wurden. Mit Zugang zum Fluss, den wir am nächsten morgen zum Haarewaschen nutzten und einem zwar etwas aufdringlichem, aber süßen Hund hatten wir einen schönen ersten Schlafplatz gefunden.

 

Auch die folgenden Tage verblieben wir dabei, als Gilde zusammen zu wandern und nicht wie ursprünglich geplant, jede Sippe für sich mit gelegentlichen Treffpunkten.

Mit unserer Route orientierten wir uns weiterhin vor allem an den raren Einkaufsmöglichkeiten, was auch notwendig war, denn ausreichende Mengen an Essen für mehrere Tage hätten wir kaum mitnehmen können, hatten wir schon so Probleme einige Gruppenmitglieder, trotz großzügiger Kalkulationen, satt zu bekommen.

Neben der Nahrungsmittebeschaffung war uns auch die Hygiene (und vor allem die Erfrischung) wichtig und so versuchten wir unsere Schlafplätze immer in Wassernähe zu wählen. Dieses Vorhaben zeigte sich allerdings als schwieriger als gedacht: Die Möglichkeiten sahen auf unserer Karte häufig vielversprechender aus, als sie wirklich waren. So erwiesen sich Flüsse als zugewachsene Bäche, Küste als Watt mit gefühlt ewiger Ebbe und ein großer See zwar als großer See, aber ohne Möglichkeit einen Schlafplatz am Ufer zu finden. Von diesen kleineren Rückschlägen ließen wir uns natürlich nicht unterkriegen und so unternahmen wir kleine Wattwanderungen, es wurden Strohballen als Sitzgelegenheit in der abendlichen „Werwolf“-Runde genutzt oder Haare und Kleidung in einem 40 cm tiefen Bach gewaschen, wozu man sich in Dschungelprüfungsmanier unter, über und zwischen spinnenbehangenen Baumstämmen durchkämpfen musste.

Trotzdem freuten wir uns besonders, als sich dann doch die Möglichkeit ergab im Atlantik zu baden. So fanden wir einen Schlafplatz mit Meerblick auf dem Gelände eines Restaurants, wo wir nicht nur eine der Stader Sippen als Nachbarn vorfanden, sondern auch eine Hochzeitsfeier, zu deren Musik wir abends, nachdem es zu dunkel für „Werwolf“ geworden war, noch tanzten.

Der nächste Schlafplatz war sogar so schön, dass wir beschlossen, dort etwas länger zu verweilen. Auch die etwas anstrengenden benachbarten Camper, konnten nichts daran ändern. Durch Dünen vor den täglichen Badegästen geschützt, bauten wir unsere Kothen an der Ostseite einer schmalen Landzunge auf. Auf der Westseite, die durch einen kurzen Weg über die Dünen zu erreichen war, lag ein toller Strand. So nutzten wir die Zeit, spielten Spiele, sonnten uns und freuten uns beim Baden über besonders große Wellen. Diese 

Ruhepause tat uns gut, wir bemerkten zwar eine Gewöhnung ans Wandern und es war schon ab dem zweiten Tag nicht mehr so anstrengend, allerdings hatten wir auch mit mehreren Krankheitsfällen zu kämpfen.

Dieser Schlafplatz markierte den Wendepunkt unserer Route und so liefen wir nicht wie auf dem Hinweg am Atlantik entlang, sondern erkundeten das Inland und trafen am 20.07. am Ausgangspunkt ein, wo wir die letzten Tage gemeinsam mit allen (Hasko, Horse, Likedeeler) und einigen irischen Pfadindern verbrachten.

 

Auch auf diesem Standlager erlebten wir noch einiges. Wir lernten die irische Küche kennen wobei uns klar wurde, warum wir beim Einkaufen keine Röstzwiebeln hatten finden können: Wir aßen Hot-Dogs anstelle der bei uns bekannten Gewürzgurken und Röstzwiebeln mit grünem Salat und roten Zwiebeln.

Einen Tag bestiegen wir den höchsten Berg Irlands, der zwar nicht weit entfernt war, aber mit seinen steilen Wegen und 1039m Höhe trotzdem eine kleine Herausforderung darstellte. Unser Bergführer (einer der irischen Pfadfinder) hatte gesagt: „Wenn ihr die Spitze von unten sehen könnt, regnet es bald. Wenn ihr sie nicht sehen könnt, regnet es schon.“ Diese Prognose erwies sich insofern als richtig, als dass wir noch nicht oben angekommen waren und schon in einer Wolke, in der es gefühlt von allen Seiten regnete. An der Spitze konnte man leider genauso wenig heruntersehen, wie vom Fuß des Berges die Spitze und wir wurden vom Wind fast weggepustet, aber wir haben uns riesig gefreut, als wir das Gipfelkreuz erblickten. Lange hielten wir es dort nicht aus und wir machten uns an den Abstieg, der leichter fiel, zumal der Ausblick unterhalb der Wolken fantastisch war.

 

Zum Teil mit Muskelkater fuhren wir am letzten Tag nach Killarney, wo noch Souvenirs und Verpflegung für den Rückweg besorgt wurden.

Nach dem Abendprogramm bauten wir unsere Kothen ab und wurden vom Bus zum Flughafen gebracht, wo wir früh morgens ankamen. Nach ähnlich vielen Warteschlangen und Personenleitsystemen wie auf dem Hinweg – die Kontrollen fielen allerdings etwas weniger intensiv aus, obwohl wir extra geduscht hatten – flogen wir wieder zunächst nach Frankfurt und von dort nach Hamburg, wobei uns der letzte Flug durch eine besonders motivierte und zu Scherzen aufgelegte Crew versüßt wurde. Da wir in Deutschland von ungewohnter Hitze (37°C) empfangen und zum Teil noch von Muskelkater und Schlafmangel geplagt wurden, kamen wir nach der Zugfahrt erledigt, aber glücklich am Pfadfinderheim an….

 

Unsere Erfahrungen in Kategorien:

Menschen und Tiere

 

Die Iren sind uns sehr freundlich und offen begegnet. Uns wurden gerne Trinkwasser und Schlafplätze (ob auf Feldern oder im eigenen Garten) zur Verfügung gestellt und zum Teil brachten unsere „Wasserholer“ sogar noch kleine Geschenke in Form von Eis oder Milch mit (die unser Porridge deutlich aufwertete).

Mit Kommunikationsproblemen hatten wir wenig zu kämpfen, da beide Seiten Englisch und manchmal sogar Deutsch konnten. Das Englisch der Iren war teilweise mit Akzent gefärbt, sodass sich manchmal dann doch kleine, aber nicht unüberwindbare Sprachbarrieren ergaben.

 

So freundlich die Menschen waren, so faszinierend war die dortige Tierwelt. Schon am ersten Wandertag begegneten uns ein im Zaun feststeckendes Schaf und ein außerhalb einer Weide also auf unserem Weg laufendes herrenloses Pferd. Bei letzterem wurde uns auf Nachfrage beim nächstgelegenen Haus erklärt, dass das Pferd dies dürfe. Auf uns machte es allerdings den Eindruck, als wäre es nicht wirklich glücklich mit der Situation, da es zunächst vor uns weglief und als es sich von seinen Kollegen auf der Weide zu weit entfernt hatte, versuchte, sich vorsichtig an uns vorbei zu schleichen und dann panisch losrannte. Zudem trafen wir auf unserer Tour zwei aufdringliche Hunde. Der eine war uns nach von einem Bauernhof zum Schlafplatz gefolgt und nachdem er einige Zeit unser Lager unsicher gemacht hatte, wieder zu seinem Bauern verschwunden. Bei dem anderen (Bella) konnte als „Finderlohn“ wieder Eis abgestaubt werden, obwohl sich herausstellte, dass es auch diesem Tier erlaubt war, frei herumzulaufen. Es wäre auch üblich, dass sich Bella abends am Strand die Beine vertritt, was wir kurz darauf auch am eigenen Leib erfuhren, als sie kaum zurückgebracht in unserer „Werwolf“-Runde auftauchte. So machte sie das Spielerlebnis zu einem ganz besonderen, wenn sie die mit geschlossenen Augen dasitzende Spieler anrempelte oder es sich in unserem Kreis gemütlich machte. Erst mit unserem Tennisball „Tennissi“ konnte sie erfolgreich abgelenkt werden.

Die Schafe und Kühe, die wir trafen waren dafür eher schüchtern, aber in großer Zahl über unser Wandergebiet verteilt und teilweise auch auf unseren Schlafplätzen zu finden, was uns am letzten Tag zu einem schnellen Aufbruch bewog aus Angst, ein Bulle, der die Nacht noch durch einen Zaun getrennt auf der angrenzenden Weide verbracht hatte, könnte eventuell doch weniger schüchtern sein als die uns bisher begegneten Kühe.

 

Landschaft

 

Die Landschaft in unserem Wandergebiet hatte viel zu bieten und obwohl in der Nähe der höchste Berg Irlands lag, konnten wir die meiste Zeit auf gerader Strecke oder nur mit leichten Steigungen laufen. Seen, Strand, Flüsse, Hügel, Berge, es war so gut wie alles dabei. Man hatte ein wenig Probleme Wald zu finden, die meisten Teile waren Privatbesitz und in Form von Feldern oder meist Wiesen und Weiden zu finden, zum Teil durch die typischen Steinmauern abgegrenzt, was gerade mit den vielen Schafen einen schönen Anblick bot und an Szenen z.B. aus „Au Schwarte“ und „Shaun das Schaf“ erinnerte.

Burgruinen gab es leider in weniger großer Ausprägung als erhofft, aber eine, wenn auch klein, konnten wir letztendlich doch ausfindig machen.

Feld- oder Fußwege waren fast noch seltener als Wald oder Ruinen und so liefen wir meistens auf der gelben rechten Randbegrenzung der Straßen, was die Autofahrer auch größtenteils gelassen hinnahmen – scheinbar ist es normal am Straßenrand zu gehen oder Fahrrad zu fahren, wenn man doch mal so verrückt sein sollte sich die weite Strecke von einem Ort zum anderen ohne motorisiertes Fahrzeug zu bewegen.

 

Wetter  

 

Während der Tage auf Wanderung wurden wir mehrfach zu dem guten Wetter beglückwünscht, auch wenn es im Vergleich zum deutschen guten Wetter anfangs doch recht viel Sprühregen und nachts stärkeren Regen gab, was uns beim Wandern aber gut erfrischte. In unserer Zeit am Strand hatten wir auch für unsere Verhältnisse gutes Wetter und trotz der extra gekauften Sonnencreme, hatten wir einige Sonnenbrände zu beklagen. Unsere Tage auf dem Standlager waren von viel Wind und hin und wieder starken Regenschauern geprägt, da man sich aber in Kothe/Jurte oder einem Haus, in  dem es auch heiße Schokolade und andere Köstlichkeiten gab, verkriechen konnte, war auch dies kein Problem. Einige ließen sich vom Wetter gar nicht beeindrucken und nutzten den großen Lagerplatz um z.B. Spiele zu spielen oder eine Schaukel zu bauen.

 

Fazit

 

Wir hatten eine tolle Zeit und gerade als Meutenführung, war  es besonders schön, nochmal als Sippenführung eine Großfahrt mitzuerleben.

Voller neuer Erlebnisse, Erfahrungen und Erinnerungen blicken wir nun zurück und freuen uns auf das nächste Abenteuer…

 

Gut Pfad,

Svetlana

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